Freunde, die einander verraten, Todesangst, Blut, Verzweiflungsschreie, Nägel, Tod und ein Grab – Die Ostergeschichte enthält so viele Aspekte, von denen wir außerhalb der Religionspädagogik nie auf die Idee kommen würden, sie Kindergartenkindern zu erzählen. Und doch ist Ostern Zentrum und Grund unseres Glaubens – ohne Kreuz keine Vergebung, keine Auferstehung und kein ewiges Leben! Aber wie fängt man das jetzt an, für einen 4-jährigen? Ein paar Gedanken, die mir geholfen haben:

Ostern kommt jedes Jahr wieder!

Es ist mir wirklich schwer gefallen, dem Räuber die Ostergeschichte zu erzählen, ich habe es lange vor mir hergeschoben. Die Geschichte ist so komplex und ihre Bedeutung selbst für uns Erwachsene in der Tiefe schwer zu begreifen. Wie soll ich das in ein paar kurze Geschichten verpacken, die ein 4-jähriger versteht?Und dann sind da noch Jesu Freunde, die einander verraten und verkaufen, Todesangst, Blut, Verzweiflungsschreie, Nägel, Tod und ein Grab – so viele Aspekte, von denen wir außerhalb der Religionspädagogik nie auf die Idee kommen würden, sie Kindergartenkindern zu erzählen. Und doch wollte ich es unbedingt schaffen, “richtig” zusammen Ostern zu feiern. Schließlich ist Ostern der innerste Kern, Zentrum und Grund unseres Glaubens – ohne Kreuz keine Vergebung, keine Auferstehung und kein ewiges Leben! Ein Gedanke von Anne von kleineweggedanken hat mich aus meinem Gedanken-Karusell geholt und mich ermutigt, einfach mal anzufangen: Ostern kommt jedes Jahr wieder! Dieses Ostern wird nicht das Letzte sein! Lass uns einfach mal anfangen und uns dabei Zeit lassen, in die Geschichte und ihre Bedeutung hineinzuwachsen, Jahr für Jahr ein Stück. Wir als Erzähler und unsere Kinder als Zuhörer.

Tod & Auferstehung nicht trennen!

Die wichtigste Regel, um Kindern vom Kreuz zu erzählen: Bitte lasst Kinder unter Schulkind-Alter nie in der Spannung zwischen Kreuz und Auferstehung stehen! Teenagern und Erwachsenen kann es helfen, die Tage einzeln zu betrachten, um ihre Bedeutung zu verstehen. Für kleinere Kinder ist das jedoch eine emotionale Überforderung! Sie brauchen auf die Anspannung der Todesnachricht noch die unmittelbare Erinnerung, dass am Ende alles wieder gut wird. Und das gilt nicht erst für die Erzählung von Karfreitag, sondern für jedes Mal wenn zur Sprache kommt, dass Jesus sterben wird (je nach Erzählweise z.B. beim Passah-Mahl und im Garten Gethsemane). Wenn wir vom Tod erzählen, gehört dazu auch immer zeitnah der “Spoiler”, dass Jesus auch wieder auferstehen wird. (Ein Beispiel dazu gleich).

An die Lebenswelt anknüpfen!

Je nach Entwicklungsstand kann man unterschiedliche Themen aus der Ostergeschichte herausgreifen. Bei der Station im Garten Gethsemane legen wir dieses Jahr z.B. den Schwerpunkt aufs Gebet: Jesus weiß, dass er bald verhaftet wird und eine unangenehme Zeit auf ihn wartet. Er weiß zwar auch, dass am Ende alles gut ausgeht und er nicht tot bleibt (hier löse ich beim Erzählen den Spannungsbogen gleich wieder auf!), aber es fühlt sich trotzdem nicht schön an. Er hat Angst davor und würde am liebsten gleich zum guten Ende springen. Aber ohne zu Sterben kann er den Tod ja nicht besiegen und nicht wieder auferstehen. Und was tut man, wenn man so richtig aufgeregt ist, wenn man Angst hat? Man geht zu Mama & Papa! Eine Lebenswirklingkeit, die jedes Kind kennt! Weil Gott Jesus’ Papa ist, tut er genau das: er geht beten, um mit seinem Papa alleine zu sein und sich trösten zu lassen. Eine weiterer Schwerpunkt in den Stationen kann Petrus’ Verrat und der Hahnenschrei (und später die Versöhnung nach der Auferstehung) sein – die Themen Freundschaft, Streit, Versöhnung und Neuanfang sind auch etwas, das Kinder aus ihrem Alltag kennen, mit zunehmendem Alter auch in zunehmender Intensität). Und einen weiteren spannenden Gedanken zum Karfreitag habe ich mir für später mitgenommen aus Annes Podcast-Interview: mit älteren Kindern kann man den Spannungsbogen zwischen Tod und Auferstehung ganz bewusst stehen lassen – und an Karsamstag das große Fragezeichen der Jünger in den Mittelpunkt stellen. Die Enttäuschung, vielleicht auch die Wut, dass Gott (zu diesem Zeitpunkt) nicht gehandelt hat. Wo geht es ihnen manchmal so? Wie fühlt es sich an, diese Gefühle auszuhalten und nicht zu wissen, ob es am Ende gut wird?

Und was ist mit den brutalen Szenen?

In meiner Ausbildung zur Erzieherin haben wir uns die selbe Frage im Bezug auf Märchen gestellt. Da werden bei Aschenputtel mal kurzerhand Ferse und Zehen mit dem Messer abgesägt, Prinzen die zu Dornröschen vordringen wollen in der Dornenhecke aufgespießt und die böse Stiefmutter von Schneewittchen tanzt auf Feuerschuhen, bis sie tot umfällt. Und doch sind Märchen bei den meistens von uns positiv belegt. Die wenigsten haben sie als besonders grausam in Erinnerung, zumindest nicht, wenn sie richtig erzählt wurden – den darin liegt der Schlüssel: Bei erzählten Geschichten baut unsere Fantasie selbst die Kulisse aus Bilder und Emotionen. Im Gegensatz zu Filmen, die mit Mimik, Ton und Musik vieles davon mitliefern. Die Fantasie kann sich aber nur aus Erlebtem/Gesehenem speisen. Als Erwachsener füllt unsere Fantasie den Tanz auf Feuerschuhen mit Erinnerungen von starken Schmerzen, dem Geruch von verbranntem Fleisch, der Erfahrung vom Begleiten Sterbender,…. Wir lesen von der Verstümmelung Aschenputtels Schwestern und denken an Blut, Schmerzen, Wundheilungsstörungen,…  Ein Kind kann (in der Regel) nicht auf diese Tiefe an Gefühlen und Bildern zurück greifen und sie daher auch nicht im selben Umfang der Fantasie nachleben. So lange wir diese Aspekte kurz und knapp ohne Ausschmückung (Beschreibungen des Blutes, Schmerzes,…) erzählen, können Kinder gut damit umgehen. Übertragen auf die Ostergeschichte heißt das, ich erzähle Kindergartenkindern vom Kreuz und Sterben, ohne den Schmerz und das Blut zu beschreiben. Ich erzähle, das Jesus ans Kreuz gehängt wird, ohne zu erwähnen, dass Nägel durch seine Handflächen geschlagen werden. Ich erzähle, dass er stirbt ohne vom Verzweiflungsschrei zu erzählen (den greife ich zu einem späteren Zeitpunkt auf – wie bereits erwähnt, es kommen noch viele Ostern und es bleibt auch spannend, wenn sich unsere Erzählung mit den Kindern und dem was sie verstehen können “weiterentwickelt”). Und dann berichte ich ausführlich vom gerissenen Vorhang, der Freude der Frauen, dem ungläubigen Staunen der Jünger, der Versöhnung mit Petrus und der Hoffnung, dass durch Jesus wieder alles gut wird.

Und jetzt wünsche ich euch viel Spaß beim Ostern feiern, nachspielen und entdecken. Und jede Menge Auferstehungs-Freude und Ewigkeitshoffnung!

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Verfasst von

Sarah Franke