Ein Sonntags-Traum

Lange ausschlafen. Ein gemütliches Frühstück mit Eiern, Orangensaft und frischen Brötchen. Danach ein gutes Buch lesen, vielleicht sogar in der Hängematte. Waffelduft der durch die Wohnung zieht, ein leckeres Mittagessen wie im Café, mit Erdbeeren und Mango-Eis. Später noch ein Familien-Ausflug, Freunde treffen, zusammen in den Gottesdienst gehen und dann zuhause den Tag in gemütlicher Runde mit einem Glas Wein ausklingen lassen. Das wäre mein Traum vom perfekten Sonntag!

In der Realität sieht es oft anders aus. Das Prinzip von Ausschlafen ist beim Räuber noch nicht angekommen. Und auch ich selbst schaffe es selten mir den Tag so freizuhalten, dass Raum für Entspannung ist. Zu oft bin ich unter der Woche mit der Arbeit nicht hinterher gekommen, es stapeln sich noch überall Berge von Wäsche, Geschirr oder Bürokram, die mir im Nacken sitzen und noch “schnell” erledigt werden müssen. Dass wir vor 3 Jahren wieder in den pastoralen Dienst (und damit zur 6-Tage-Woche) zurückgekehrt sind, macht es nicht unbedingt besser.

Der wöchentliche Ruhetag ist ein Thema, das mich schon länger beschäftigt hat, aber ich hatte weder eine Idee, wie ich es besser gestalten könnte, noch die Zeit mich wirklich intensiver damit auseinanderzusetzen. Bis ich mich mit Anne von kleineweggedanken darüber unterhalten habe. Ihre Ideen waren für mich eine echte Goldgrube und so inspirierend und ermutigend, dass ich sie mit euch teilen möchte!

Wir werden heute gemeinsam die neue Themenreihe “Glaube leben im Familienalltag” eröffnen! Ich nehme euch ein bisschen mit in die Hintergründe, was den Sonntag so besonders macht. Und dann erzählt uns Anne wie sie als Familie den Sonntag praktisch gestalten.

Warum ist der Sonntag Ruhetag?

Unser Sonntag geht auf den biblischen Sabbat zurück: Schon auf den ersten Seiten der Bibel lesen wir davon, dass Gott sechs Tage gearbeitet und den siebten Tag zu einem heiligen Ruhetag erklärt hat. Deshalb hatten die Juden den Auftrag, ebenfalls jeden 7. Tag einen Ruhetag zu halten: den Sabbat. 321 n. Chr. hat sich dann das noch junge Christentum, genauer gesagt Kaiser Konstantin und und Papst Silvester I. dazu entschieden, den Sabbat für die Christen auf den Sonntag zu verlegen, dem Tag an dem Jesus auferstanden ist.

Aber was macht den Sabbat so besonders? Als Mose die 10 Gebote bekommt, wird der Ruhetag auch für die Menschen als heiliger Festtag eingeführt. Und es werden gleich zwei Begründungen mitgeliefert, warum der Sabbat so wichtig ist:
– Weil Gott am 7. Tag geruht hat, sollen die Israeliten es auch tun. Das ist ein äußeres Zeichen für diese besondere Beziehung zwischen Gott und seinem Volk, das über alle Generationen hinweg bestehen soll.  (2. Mose 31, 17)
– Der Sabbat soll eine Erinnerung daran sein, dass Gott die Israeliten aus der Sklaverei in Ägypten befreit hat. (5. Mose 5,15)

Jedes Mal wenn der Sabbat erwähnt wird, folgt auch die Aufforderung, an diesem Tag von aller Arbeit zu ruhen. Und ich finde es super interessant, dass das Nichts-Tun den Israeliten damals offensichtlich schon genauso schwer gefallen ist wie mir heute. Mose bekommt nämlich mehrfach den Auftrag, sie deutlich daran zu erinnern! Aber warum?

Die Israeliten waren es gewohnt, dass es heilige Tage gibt, an denen gefeiert wird. An denen es feste Vorgaben gab, was man dann zu tun hatte, wo und wie sie feiern und welche Opfer sie bringen sollen. Und dann ist da der Sabbat, für den es keine Anweisung gibt außer Nichts zu tun. Damit kamen sie weniger gut klar. Das kann ich so gut nachempfinden! Mir fällt ein Festtag, für den es viel zu organiseren gibt auch leichter als ein freier Sonntag. Weihnachtsfeier mit Familienbesuch? Großes Essen und Gottesdienst? Da freue ich mich drauf! Ich richte, koche, putze und genieße es dann, wenn der Besuch kommt und wir einen schönen Tag zusammen verbringen können.
Aber so ein Ruhetag jede Woche, wo nichts besonderes ansteht und ich mitten im Alltag und den Wäsche- und Papierkram-Bergen einfach Pause machen und Nichts tun soll? Für mich so eine große Herausforderung!

Was meine Sicht auf den Ruhetag echt verändert hat, war dieser Abschnitt aus einer Predigt von Anne:
Der Sabbat wird also zweifach begründet: Von der Schöpfung her und von der Befreiung aus der Sklaverei in Ägypten. Der Grund warum die Israeliten einen Tag die Woche mit ihrer Arbeit aussetzten sollen ist, dass sie sich daran erinnern sollen, wer sie sind! Der Sabbat bestimmt wesentlich ihre Identität: Als Geschaffene und Gerettete! Und da gibt es nichts, das sie durch ihre tägliche  Arbeit dazu beitragen könnten.”

Und das gilt auch für mich heute! Der Ruhetag ist dafür da, dass ich mich daran erinnere, dass ich von Gott geschaffen bin, als geliebtes Gegenüber! Dass ich von Jesus gerettet bin, der sein Leben für mich gegeben hat, damit ich in Beziehung mit Gott leben kann. Aus Liebe und Gnade, nicht weil ich es so verdient oder erarbeitet hätte.

Sich nur beschenken zu lassen, ohne etwas beizutragen ist gar nicht so einfach! Ich mag es gerne ausgewogen. Wenn eine Freundin mir Essen bringt wenn hier alle krank sind, revanchiere ich mich gerne, wenn sie mal Stresszeiten hat. Wenn jemand mir mal den Räuber abnimmt, schaue ich wann ich es umgekehrt auch anbieten kann, oder denke dann zumindest “besonders viel geschafft kriegen zu müssen”, damit sich der Einsatz des anderen auch “lohnt”. Es fällt mir schwer mich einfach nur beschenken zu lassen.

Und vielleicht geht es mir mit Gott auch manchmal so. Ich weiß im Kopf, dass ich geschaffen und gerettet bin, dass Gott schon alles für mich gegeben hat, bevor ich auch nur einen Bauklotz auf den anderen setzen konnte. Aber trotzdem habe ich manchmal das Gefühl, etwas zurück geben zu müssen. Mich besonders in der Gemeinde einzubringen, genug zu Beten, “alles richtig zu machen”.
Dieses Jahr möchte ich das Nichts-Tun üben, die Sonntage feiern, und hoffen, dass es mir dabei vom Kopf ganz tief ins Herz rutscht: Ich bin geschaffen und gerettet. Einfach so. Aus Liebe.

Jetzt zum praktischen Teil: Herzlich Willkommen liebe Anne!

Mein Gast für diese Woche ist Anne Gorges: Mama von zwei Jungs, leidenschaftliche Schrebergärtnerin, Gemeindepädagogin und Autorin. Auf ihrem Blog kleineweggedanken.de beschäftigt sie sich mit der Frage, wie wir als Familien und Gemeinden unseren Glauben im Alltag gestalten und ausdrücken können. Weniger mit dem Kopf und nicht nur mit Worten, sondern mit Händen, Füßen und ganz viel Herz. Durch Gebete, Rituale und Feste. Zum Sehen, Schmecken und Anfassen.

Wie schön, dass du Zeit für uns hast!
Erzähl mal, wie kamst du dazu, dich mit dem Thema Sonntag/Ruhetag zu beschäftigen?

Oh, das hat eigentlich schon vor Jahren angefangen, als ich noch als Diakonin in einer Gemeinde in Bad Cannstatt gearbeitet habe. Das Thema „Ruhe finden“ hat mich damals sehr beschäftigt.

Hast du dort schon begonnen, den Ruhetag zu machen oder kam das erst später mit den Kindern?

Das habe ich dort schon angefangen tatsächlich. Und zwar damit, den Tag arbeitsfrei zu machen. Das war so der erste Schritt. Man stellt sich das ja dann so idyllisch vor, mit ausschlafen, schönem Frühstück und Zeit für Entspannung. Aber pratkisch war es ganz schön anstrengend, vor allem am Anfang. Wenn man viel Arbeit hat, die man liegen lässt, kann einem das ganz schön im Nacken sitzen. Das macht es erst mal schwer zur Ruhe zu kommen. 
Da ist der Samstag manchmal angenehmer. Da schläft man vielleicht auch länger, aber dann schafft man auch was. Es fühlt sich einfach besser an, wenn man sich Abends mit Freunden trifft und vorher was erledigt bekommen hat. Den Sonntag dagegen habe ich oft als so ein „Loch“ empfunden, wenn ich ihn arbeitsfrei gehalten habe. Das fühlte sich nicht immer gut an.

Was hat dir geholfen, dass es einfacher wurde?

Ich hab dann angfangen, viel nachzulesen und mich tiefer mit der Thematik Ruhetag zu beschäftigen. Dadurch kam dann erst die Idee auf, mich am Sabbat zu orientieren. Und das war ein echter Durchbruch für mich! Der jüdische Sabbat fängt ja am Freitag Abend an und geht bis Samstag Abend. Mich daran zu orientieren heißt für uns zuhause ganz praktisch: wir machen Ruhetag vom Samstag Abend bis Sonntag Abend.

Erzähl mal, wie der Tag bei euch zuhause abläuft.

Theoretisch oder praktisch? 😉

Fangen wir mal mit der Theorie an 😉 Wie startet ihr in den Ruhetag?

Wir strukturieren unsere Woche so, dass Samstag Abend die Wohnung sauber ist und das Essen für den Sonntag vorgerichtet wird oder es Sachen gibt, für die man nichts machen muss, wie Salat und Pommes oder sowas. Dafür hilft mir ein Wochenplan unheimlich. Am Samstag Abend starten wir dann mit einem gemeinsamen Abendessen in den Ruhetag. Wir richten ein schönes Essen, etwas das alle gerne essen. Dazu decken wir den Tisch festlich, so richtig mit Tischdecke (wenn die nicht grade in der Wäsche ist). Und zünden eine Kerze an, da haben wir eine besonders schöne, die wir nur für den Ruhetag nutzen.

Ich hab auch schon von Familien gelesen, die einen Sabbat-Segen sprechen. Das find ich an sich total cool, komm mir aber irgendwie noch total bescheuert dabei vor. Ich finde es eine schöne Tradition, die ich gerne integrieren würde, aber für die ich noch keine passende Umsetzung gefunden habe, die auch zu uns passt.
Ursprünglich wollten wir zu dem Samstag-Abend-Essen auch Leute einladen. Da waren anfangs die Kinder zu klein und dann kam Corona dazwischen. Aber das würden wir gerne noch mit einfließen lassen, vielleicht auch draußen im Garten dann, das wäre echt schön!

Das erinnert so ein bisschen an das Abendmahl von Jesus und seinen Jüngern. Ich träume ja immer so ein bisschen davon, das mal so zu feiern. Gedeckte Tafel, gutes Essen, Freunde und Austausch darüber, welchen Segen wir diese Woche mit Jesus erlebt haben. Anstelle von Toastbrot und Saft in schweigender Runde. Ich glaube, als Jesus damals sagte “Tut das zu meinem Gedenken” hatte er auch eher so eine Tischgemeinschaft im Kopf. 

Das mit dem Abendmahl haben wir tatsächlich auch gemacht, mit einer kleinen Liturgie nach dem Essen. Das ist die letzte Zeit etwas kurz gekommen, danke für die Erinnerung.

Gehen wir weiter zum Sonntag, wie sieht der dann bei euch aus?

Wir gehen morgens zusammen in den Gottesdienst und halten uns hinterher auch Zeiten frei noch etwas zu bleiben. Oft gibt es im Anschluss noch kleine Gemeindeaktionen, Kaffeetrinken oder so. Wir reservieren uns den Tag bewusst für Gemeinde und um Freunde oder Familie zu treffen. Grade aus dem Hintergrund heraus, dass wir uns die Frage gestellt haben: Was kommt in unserem Leben aktuell zu kurz? Das sind bei uns oft diese Punke, das Geistliche und Freunde/Familie. Deshalb war es uns wichtig, einmal in der Woche ein Tag konzentriert Zeit für Gott und liebe Menschen zu haben. Manchmal treffen wir uns Nachmittags mit anderen, manchmal sind wir einfach zu viert als Familie zusammen. Neben dem vorbereiteten Essen gibt es Sonntags oft auch Kaffee und Kuchen.

Also keine großen Ausflüge?

Das war Anfangs oft meine Vorstellung. Man sieht ja die Bilder von tollen Familienausflügen. Mich hat das total unter Druck gesetzt, auch was Großes organisieren zu müssen, wenn wir schon einen ganzen Tag frei haben. Bis ich gemerkt habe, dass das auch nur eine andere Art von Arbeit ist, der Freizeitstress mit zwei Kleinkindern. Deshalb unternehmen wir nichts Großes am Sonntag. Wenn wir für uns sind, gehen wir z.B. nur auf Spielplätze, die wir zu Fuß erreichen können. Oder zu Freunden. Oder sind einfach zuhause. Aber wir machen keine großen Ausflüge. Kein Freizeitstress, das hat für uns unheimlich viel entschleunigt. Manchmal wird es dann sogar richtig langweilig. Aber ich merke, die Woche startet anders so und die Langeweile tut am Ende doch auch gut.

Wann endet euer Ruhetag?

Mit dem Abendessen am Sonntag. Wir zünden nochmal die Kerze an, haben ein normales Abendessen ohne viel Aufwand. Am Ende pusten wir die Kerze aus, das ist unser Symbol dafür, dass der Sonntag jetzt vorbei ist. Danach geht der Alltag wieder los und wir richten noch für die Woche, was so gebraucht wird für Schule, Kindergarten und Arbeit und ich mache meinen Wochenplan.
Das mag ich auch so an dem Sabbat-Ritual von Abend zu Abend: Wenn ich vorher versucht habe, den Sonntag von morgens bis Abends frei zu machen und wir Montag morgen erst alles gerichtet haben, sind wir oft so hektisch in die neue Woche gestartet. Oder wir haben versucht es auch noch in den Samstag reinzustopfen, der eh schon voll genug ist. Das war einfach ein blödes Gefühl. Jetzt fällt es mir deutlich leichter den Ruhetag frei zu machen. Der Abend ist auch eine schöne Zeit dazu. Wir machen Feierabend vom Sonntag und stellen uns auf die neue Woche ein.

Du hast vorhin gelacht, als ich nach eurer Umsetzung gefragt hab und hast gefragt „Theorie oder Praxis?“. Ich nehme mal an, dass es bei euch auch nicht jeden Sonntag funktioniert wie geplant. Wie gehst du damit um?

Ich übe das schon seit sieben Jahren und bekomme es trotzdem noch nicht jede Woche hin. Aber ich habe gelernt, damit ganz entspannt umzugehen. Dann probieren wir es nächste Woche halt nochmal. Das Erste was ich mir sage: ich muss das Lernen! Und Lernen braucht Zeit! Ich darf mir selber Zeit geben und sagen „Ok, dann probiere ich es nächste Woche wieder“. Ich finde, es muss auch nicht immer 100% sein. Wenn man diesen Ruhetag nie gemacht hat, nie gelernt hat, dann reicht es ja wenn man nur hin und wieder einen Tag frei schafft. Oder wenn es nur eine Stunde ist am Anfang. Das ist immer noch mehr als gar nichts. Ich finde es wichtig, irgendwie auch diese Erwartung loszulassen: „Du hältst dich an den Ruhetag und dann bist du danach super erfüllt.“ So ist es ja nicht. Für mich ist der Ruhetag auch eine geistliche Übung, die eben auch Zeit genau dafür braucht: zum Einüben.

Was ist deine größte Herausforderung am Ruhetag?

Ich hab mich oft gefragt: Warum mach ich das überhaupt? Warum Ruhetag? Weil ich oft nur von der Schöpfung her gedacht habe, Gott ruht also MUSS ich auch ruhen. Für mich war ein Schlüsselgedanke dann die Bezugnahme auf Ägypten: Gott hat seine Kinder aus der Sklaverei befreit. Das heißt auch für mich, ich bin nicht Sklave der Arbeit. Ich merke, dass es mir oft richtig schwer fällt, zur Ruhe zu kommen. Einerseits, weil mir immer die Gedanken durch den Kopf gehen, was ich noch alles “tun sollte”. Und andererseits weil ich es auch schwer finde, nichts Produktives zu tun. Grade so unproduktiv zu sein, finde ich in der Praxis oft erst mal gar nicht schön. Ich fühle mich besser, wenn ich den Keller aufgeräumt oder sonst was geschafft habe. In der Ruhe, der Langeweile, hört man all diese Dinge, die man nicht hören will. Da kommen Gedanken auf, die man sonst eher wegschiebt. Ich glaube wir beschäftigen uns oft, damit wir nicht zur Ruhe kommen und uns nicht mit unseren Gedanken, unseren inneren Antreibern auseinander setzen müssen. Für mich ist so ein Gedanke zum Beispiel: Wer bin ich, wenn ich nichts tue? Die Frage am Ruhetag auszuhalten, in Kombination mit dem Besuch des Gottesdienstes, heißt für mich auch zugesprochen zu bekommen, dass ich geschaffen und gerettet bin und dass das erstmal reicht. Ich diene nicht dem Sabbat, der Ruhetag soll kein neuer Antreiber werden, der mit sagt was ich tun darf und was nicht. Im Gegenteil, er soll den Rahmen schaffen frei zu werden von den inneren und äußeren Antreibern. Was ich tue oder lasse am Ruhetag entscheide ich danach, ob es diesem Ziel dient: Hilft es mir zu sein? Nicht zu tun oder zu erschaffen, sondern einfach zu sein und zu lernen, wer ich bin?
Das motiviert mich auch, wenn es mal wochenlang nicht klappt, dann umso mehr wieder anzufangen.

Auf Instagram habe ich in den Storys schon ein bisschen von unseren Vorbereitungen erzählt und gefragt, welche Fragen wir noch aufgreifen sollen. Dabei kam eigentlich durch die Bank weg die Frage, wie man es schafft als Eltern einen Ruhetag zu machen, also selbst wirklich frei zu haben und doch den Bedürfnissen der Kinder gerecht zu werden. Hast du da Anregungen für uns?

Was mir sehr hilft, ist Essen für den Sonntag vorzukochen oder ein ganz einfaches Essen zu planen, dass keine Vorbereitung braucht, wie Pommes und Salat. Samstags wasche ich eine Extrarunde Wäsche. Den Wohnungsputz machen wir Freitag/Samstag, so dass nicht mehr viel ins Auge sticht am Sonntag, was es noch zu tun gäbe. Und wir haben uns gefragt, was wir generell reduzieren können. Also was ganz weggelassen werden kann, damit der Samstag nicht zum übervollen Tag wird an dem alles noch erledigt werden muss.

Wenn man ganz neu mit dem Ruhetag anfängt, würde ich auch immer empfehlen, erst mal mit ganz kleinen Schritten zu beginnen! Sich eine Sache auszusuchen, die man umsetzen will. Bei uns brennt z.B. jeden Sonntag unsere Sonntagskerze, egal ob wir den Rest hinbekommen oder nicht. Und nicht zu letzt: die Erwartungen runter schrauben! Es muss nicht immer alles perfekt sein.

Also auch mal eine volle Kiste Aufräum-Sachen hinters Sofa stellen und gut sein lassen?

Ja, genau. Manchmal hilft auch einfach „Aus den Augen aus dem Sinn“.

Wie schafft ihr freie Zeiten, die auch euch Erwachsenen Raum fürs Nichtstun geben?

 Eine Hilfe ist, dass es Sonntags mehr Medienzeit gibt. Wir treffen da eine kleine Vorauswahl an Sendungen, die nicht so aufdrehen, also eher Sendung mit der Maus als Paw Patrol. Sendungen, die die Kids entspannt alleine sehen können oder wo wir als Erwachsene auch mal gerne mitschauen.
Freunde zu treffen, die Kinder im ähnlichen Alter haben, macht es auch oft leichter. Unsere Kinder sind da sehr entspannt, die vertiefen sich dann in das Spiel mit den anderen und wir haben Zeit mit Freunden, die uns auch gut tut. Oder ein Spielplatzbesuch.
Und wir haben „Wunschzeiten“ eingeführt. Das heißt, dass jeder aus der Familie eine Wunschzeit bekommt, in der er sich das Programm aussuchen darf. Bei den Kids war das letzte Woche zum Beispiel auf die Skatebahn im Park zu gehen. Das machen wir dann, auch wenn es draußen nur 4 Grad hat und es drinnen gemütlicher wäre. Die Kinder wissen, dass sich in ihrer Zeit alles auf sie konzentriert und dadurch ist es für sie auch leichter uns Erwachsenen unsere Wunschzeit zu geben, wenn wir dran sind. Wir wünschen uns dann oft mal Zeit alleine, wo man z.B. mal das Schlafzimmer für sich hat, die Türe zumachen kann und Ruhe genießt. Zum Lesen, Zeit mit Gott verbringen oder einfach sinnlos am Handy spielen.
Auch hier gilt für den Anfang: Keine zu großen Erwartungen an die Zeit legen! Mit Kleinkindern sind das zuerst vielleicht nur mal 20 Minuten, die man wirklich Ruhe und Zeit für sich hat. Aber mit jedem Jahr wird es besser und solange entschleunigen wir einfach die Familienzeit.

Wir sind langsam am Ende angekommen. Vielen Dank Anne für deine Gedanken und Ideen! Ich fand es mega inspirierend und bin schon gespannt, das eine oder andere auszuprobieren! Hast du noch ein paar abschließende Worte?

Bei all der Suche nach dem Sonntag- dem Ruhetag inspiriert mich vor allem Hebr 4.9f: Gottes Volk erwartet also bis heute die Zeit der Ruhe, den wahren Sabbat. Wer zu dieser Ruhe gefunden hat, wird von aller seiner Arbeit ausruhen können.
Ich mag dieses Versprechen, dass jeder Ruhetag, den wir feiern, ein kleiner Vorgeschmack ist auf den wahren Sabbat, der kommen wird. Wo wir Ruhe und Frieden von all unseren Antreibern und Sorgen finden. Jeden Samstagabend, wenn wir unsere Sonntagskerze anzünden und den Ruhetag willkommen heißen, dann ist das mein Gebet, dass ich ein kleines Stück von diesem Frieden mitten im Alltag erleben und mit in die Woche nehmen darf.

Für mich ist der Ruhetag ein Element, über das Glaube und geistliches Leben in unserem Familienalltag stattfinden. Er ist ein Element, dass ich bewusst gestalte um meinen Kindern mitzugeben: „Du bist nicht nur angetrieben. Du bist geliebt und gerettet und du bist jemand! Nicht wegen dem was du tust, einfach nur weil du bist!“